Personalgewinnung ist Engpass No. 1 – auch im Handwerk

14. Juli 2017

Der Fachkräftemangel ist die größte Wachstumsbarriere für viele Handwerksunternehmen. Am 5. Juli trafen sich rund 30 Unternehmer in der Handwerkskammer, um sich über Wachstumsherausforderungen auszutauschen. Ob Friseur oder Fotostudio, ob Zahntechniker oder Kfz-Werkstatt – das Thema brannte Unternehmern aller Gewerke auf den Nägeln.

Schon die Vorstellungsrunde zu Beginn zeigte: Viele Unternehmer empfinden den Fachkräftemangel als größten Engpass, wenn es um ihre Wachstumsmöglichkeiten geht. Büroarbeit ist oft nur noch am Wochenende möglich. „Ich arbeite viel, lange, gerne – also immer“, beschrieb einer der Teilnehmer die Situation vieler Handwerksunternehmer.

Wie also raus aus der Tretmühle?

Imke Wolf-Doettinchem von der Fa. revoyo referierte zunächst über den Unterschied zwischen Unternehmer- und Fachkraftaufgaben und machte deutlich, dass eine gute Strategie nicht nur für Großunternehmen relevant ist. Der Bauunternehmer Thomas Kahl berichtete, wie man das Thema ganz konkret umsetzen kann – indem man z.B. passende Kooperationen knüpft und die eigene Preisstrategie unter die Lupe nimmt. Er hatte die Lacher auf seiner Seite, als er erzählte, dass seine Bürokraft den Auftrag hat, ihn täglich per Telefon zu kontrollieren, damit seine eigene Arbeit endlich transparent und dokumentiert wird. „Die beste Entscheidung der letzten Monate“, so Kahl.

Fachkräftemangel adé? So funktioniert die Mitarbeitersuche

Doch wie lassen sich die knapp gewordenen Fachkräfte im Handwerk überhaupt noch finden? Die kammereigene Personalvermittlungsagentur „Lüüd“ sprach über erfolgreiche Wege der Mitarbeitergewinnung. Die besten Chancen verspricht nicht mehr die gute alte Stellenanzeige, sondern persönliche Mund-zu-Mund-Propaganda, auch über Netzwerke wie facebook. Kleinanzeigen bei ebay funktionieren in vielen Gewerken ebenfalls gut.

Bis zu 50% unproduktive Zeit im Handwerksbetrieb

Doch Vorsicht – bei mangelnder Organisation im Betrieb helfen auch mehr Mitarbeiter erst mal nicht weiter. In meinem eigenen Vortrag wie ich darauf hin,  dass bis zu 50% der Arbeitszeit im durchschnittlichen Handwerksbetrieb nicht produktiv eingesetzt wird – dazu zählen z.B. ungeplante Unterbrechungen aufgrund fehlenden Materials, Korrekturen aufgrund falscher Informationen, Beschwerdebearbeitung und die leidige Suche nach wichtigen Unterlagen. Der Unternehmer fühlt sich irgendwann wie ein Feuerlöscher, der permanent dafür sorgen muss, dass die Arbeit weiter gehen kann. „Ich habe keine Zeit, einen Zaun zu bauen – ich muss die Hühner wieder einfangen“, so brachte ein Teilnehmer die Situation auf den Punkt.

Denn leider bleibt die notwendige Strukturierung in vielen Betrieben viel zu lange auf der Strecke. „Chef, die Unterlegscheiben passen nicht“ – ein solches Problem sollten Mitarbeiter auf der Baustelle wohl selber lösen können, ohne den Chef anzurufen (ein reales Beispiel!). Wichtige Abläufe aufzuschreiben und Aufgaben richtig zu delegieren sorgt dafür, dass Ihr Betrieb reibungsloser läuft und Probleme nicht immer wieder bei Ihnen landen.

Diese Zeit ist bestens investiert, damit Ihnen Ihr Unternehmen nicht am Ende über den Kopf wächst und der Spaß verloren geht. Und Sie selbst wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge gewinnen.


Wachstum mit Struktur